Das Portfolio in der Grundschule

Das Portfolio in der Grundschule

Das Kind lernt nicht, um bewertet zu werden, sondern seine Leistungen und Fortschritte sind Gegenstand eines Dialoges, der darauf abzielt, dass sich das Kind verbessern und weiterentwickeln kann.

Ein Portfolio ist eine zielgerichtete und systematische Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der / des Lernenden in einem oder mehreren Lernbereichen darstellt und reflektiert. Im Portfolioprozess wird die / der Lernende an der Auswahl der Inhalte, der Festlegung der Beurteilungskriterien sowie an der Beurteilung der Qualität der eigenen Arbeit beteiligt.” (Paulson et al., 1991, 60; Übers. Thomas Häcker“) Es enthält im Wesentlichen zwei Arten von Elementen: konkrete Schülerarbeiten und die Reflexionen der Schüler über diese Arbeiten und ihre Arbeitsvorgänge. Der Einsatz des Portfolios bietet eine große Flexibilität. Sein Einsatz soll jedoch immer die Reflexion der Schüler über ihre Lernprozesse fördern. Darüber hinaus erfüllt das Portfolio eine Funktion in der Regulierung der Lernprozesse, da die Lehrer und Lehrerinnen ihre Handlungen an die Lernprozesse anpassen müssen.

Das Portfolio in der luxemburgischen Grundschule soll einerseits das individuelle Lernen der Schüler unterstützen und zusätzlich die Schülerleistungen sicht- und bewertbar machen.

Präsentieren und Kommunizieren:

Das Portfolio und die Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule

Im Portfolio steckt viel Mühe und Arbeit. Die Kinder sind sehr stolz auf ihre Portfolios und sollten daher die Gelegenheit erhalten, bei Gesprächen in kleinen Gruppen mit ihren Klassenkameraden, mit ihren Lehrern und den Eltern ihre Portfolios zu präsentieren. So werden die Kinder für ihre Arbeit, ihre Mühe und ihr Können belohnt und gewürdigt.

Eltern sind an den Schulleistungen ihrer Kinder interessiert und haben den legitimen Anspruch auf regelmäßigen Austausch über die Lernbemühungen und Lernerfolge ihrer Kinder. Es ist sehr wichtig, dass die Eltern von Anfang an ein klares Bild über die Portfolioarbeit in der Schule haben und auch bewusst das Angebot für Austausch und Information wahrnehmen.
In einem regelmäßigen Austausch wird für die Eltern ersichtlich, dass das Portfolio den Kindern hilft über das eigene Lernen zu reflektieren, Begabungen und Talente zu entfalten und Verantwortung für eigene Lernprozesse zu übernehmen.
Die Eltern gewinnen durch die Portfolioarbeit in der Schule einen größeren Einblick in das Lernen ihrer Kinder. Sie übernehmen aber auch selbst dabei mehr Verantwortung. Je länger mit Portfolios gearbeitet wird, desto mehr werden die Eltern durch das Portfolio selbst in das Lernen ihrer Kinder und damit in das Schulleben einbezogen. Mit den Informationen aus dem außerschulischen Bereich, zum kulturellen, sprachlichen und sozialen Umfeld ihres Kindes, ergänzen die Eltern sein Lernprofil. Dies stellt eine wertvolle Informationsquelle dar.

Es ist daher von großer Bedeutung, fortlaufend die Lernwege und die Leistungen der Schüler zu dokumentieren, um später in der Lage zu sein, fundierte Aussagen in Bezug auf die Fortschritte und den Leistungsstand des Schülers machen zu können.

Auswählen und Sammeln:

Das Portfolio und seine Inhalte

„Portfolio ist ein Gefäß in dem Leistungen der Schüler gesammelt und abgelegt werden. Mit Portfolio kann man sich diese Leistungen anschauen. Man kann reinsehen was die Schülerinnen und Schüler wirklich machen und auch leisten. „ (Felix Winter, 2014)

Portfolios können uns in ganz unterschiedlichen Formen und Formaten begegnen. Es gibt nicht „Das Portfolio“, sondern eine Vielzahl an Möglichkeiten wie ein Portfolio gestaltet werden kann. Ilse Brunner berichtet im Handbuch Portfolioarbeit (2008) diesbezüglich von ihren Erfahrungen und schreibt: „Es gibt eigentlich nur eine feste Regel sowohl für das Aussehen der Portfolios als auch für den Aufbewahrungsort. Das Portfolio wird von den Schülern gestaltet, und sein Platz ist in der Schule.“ (Brunner 2008, Das Handbuch Portfolioarbeit, S. 93)

Es sind vor allem die Inhalte die letztendlich auch das äußere Format, die Form des Portfolios bestimmen. Die Produkte der schulischen Leistungen der Schülerinnen und Schüler beschränken sich nicht auf ein DIN genormtes Format. Die Lernprodukte sind so vielseitig wie die Lernwege der Kinder. Dies bringt mit sich, dass diverse Formate im Portfolio gesammelt, dokumentiert, reflektiert und präsentiert werden.

In Form eines Ordners oder einer Mappe werden Arbeitsblätter, Fotos, Schriftproduktionen, reflexive Texte, kreative Arbeiten und weitere Dokumente gefasst. Diese Dokumente sind dann oft noch mit Post-Ist oder anderen Anhängen versehen, die von der Prozesshaftigkeit im Umgang mit Lernprodukten im Rahmen der Portfolioarbeit zeugen. Im Zeitalter der Digitalisierung erhalten auch digitale Medien Einzug ins Portfolio. Es kommt nicht selten vor, dass im Portfolio auch ein USB Stick seinen Platz hat wie auch eine CD oder andere digitale Formate. Die digitalen Medien ermöglichen dynamische Lernprodukte und Lernprozesse wie Filme oder Audiodateien zu sammeln und diese im Rahmen der Portfolioarbeit kontinuierlich zu bearbeiten.

Ein wichtiger Bestandteil eines jeden Portfolios ist die persönliche Note, die Handschrift, die Selbstdarstellung des Lerners. Dieser Teil des Portfolios macht deutlich wie wichtig der persönliche Bezug zum Portfolio insgesamt und zu den ausgewählten Lernprodukten ist. Der Lerner steht klar im Vordergrund!

Die gemeinsame Reflexion über die Schülerarbeit im Portfoliogespräch ist unabdingbar und stellt einen wesentlichen Aspekt der Portfolioarbeit dar. In diesen Gesprächen hat das Kind die Gelegenheit seine Arbeit, seine Lernerfahrungen, seine Erfolge und seine Schwierigkeiten kurz zu besprechen. Man redet mit dem Kind über seine Lernprozesse, seine Fortschritte werden hervorgehoben und es gibt seine eigenen Bemerkungen über den Prozess und seine Einschätzung über das Lernprodukt. Die Rückmeldungen des Lehrers können eine Bestätigung für das Kind sein, sollen aber auch Hinweise zur Bewältigung aufgetretener Probleme enthalten.

Ein Instrument zur Unterstützung des Lernens und der Entwicklung der Reflexion und Selbsteinschätzung

Am Anfang verfügen die Kinder noch nicht über das notwendige Vokabular und die notwendigen Begriffe der Portfolioarbeit, die für die Reflexion und Einschätzung jedoch notwendig sind. Die Hilfestellung und das Modellverhalten des Lehrers sind hier von großer Bedeutung.

Während der Reflexion und den Gesprächen entwickeln sich Qualitätskriterien, die den Schülern helfen ihre Lernprodukte zu bewerten. Diese Kriterien helfen den Schülern über ihre eigenen Schritte nachzudenken und sie in Worte zu fassen.

Damit die Kinder in der Lage sind, ihr eigenes Lernen in die Hand zu nehmen und es aktiv mitzugestalten, müssen sie wissen auf welche Ziele sie sich hinbewegen. Lehrer und Schüler können sich gemeinsam, in der Sprache der Kinder, mit den allgemeinen Zielsetzungen des Unterrichts und des Lehrplans auseinandersetzen. In diesem Rahmen haben die Kinder dann die Möglichkeit, sich persönliche Schwerpunkte und eigene Lernziele zu setzen, an denen sie sich orientieren können. Verfügen die Kinder dabei über Kriterien für gute Arbeitsergebnisse, können sie Dokumente auswählen die repräsentativ für ihre Lernvorgänge und -ergebnisse sind. Die Rolle des Erwachsenen besteht darin, die Schüler bei der Auswahl ihrer Dokumente zu begleiten und ihnen regelmäßig Rückmeldungen über ihren momentanen Leistungsstand zu geben.